Aufbau eines Aktivstalls

Bei der Offenstallhaltung in einem HIT-Aktivstall wird die zur Verfügung stehende Fläche in verschiedene Funktionsbereiche untergliedert. Diese sind der Ruheraum, der Wälzplatz, die Kraftfutterstation, die Heustationen, die Tränke und der übrige befestigte Auslauf mit verschiedenen Bodenbelägen (Pflaster, Rasengitter, Kunststoffraster, Gummimatten, Sand-, Naturboden und Raumteilern). Durch die Anordnung dieser Bereiche soll das Pferd den ganzen Tag dazu animiert werden sich zu bewegen. Die Heu- und Kraftfutterrationen werden auf bis zu 20 Rationen aufgeteilt, dadurch befindet sich das Pferd sozusagen den ganzen Tag auf Futtersuche unterbrochen von Phasen der Ruhe und des Spiels. In der Kraftfutterstation und den Heudosierern ist eine ruhige Nahrungsaufnahme möglich, da immer nur ein Pferd Zutritt hat. Die anderen Pferde werden durch die so genannte Nachlaufsperre daran gehindert ebenfalls in die Station zu gelangen. Die Nachlaufsperre öffnet sich, wenn das Fressen beendet ist. Das nächste Pferd kann in die Station hinein. Das zur Nahrungsaufnahme berechtigte Pferd wird an einem implantierten oder an einem Halsband befestigten Transponder erkannt. Menge und Anzahl der Rationen können individuell gespeichert werden. Die durch Abwesenheit nicht abgerufene Futtermenge wird aufgespart und beim nächsten Betreten gegeben. So erhält jedes Pferd die für ihn festgelegte Menge an Futter, auch wenn es Mahlzeiten durch vorübergehende Abwesenheit versäumt. Der Ruheraum ist mit HIT-Softbetten ausgestattet und bedarf somit keiner Einstreu. Durch die Möglichkeit der freien Aufnahme von Stroh wäre dies nämlich unter Umständen ein Streitpunkt zwischen den Pferden. Außerdem kommt es Pferden mit Allergien entgegen. Es gibt jedoch eine Stelle, die mit Spänen eingestreut sind, die sozusagen als Toilette fungiert und verblüffend gut angenommen werden. Der Zugang zur Weide wird zwischen Mai und September gewährt.

Die Grundbedürfnisse:

Als Lauftier braucht das Pferd Bewegung.

Reiten alleine reicht in der Regel nicht aus. In der freien Natur bewegt sich das Pferd täglich ca. 16 Stunden, vorwiegend im ruhigen Schritt und legt dabei bis zu 30 km zurück.

Von allen gängigen Haltungsformen schneidet der Offenstall mit Funktionsbereichen am besten ab. Die Pferde legen dort bis zu 15 km täglich zurück.

Durch die räumliche Trennung der Bereiche wird vermieden, dass sich alle Pferde einer Gruppe an einem Punkt im Stall konzentrieren. Der Motor dieses Systems sind die Futterautomaten die immer wieder Bewegungsreize schaffen. Die Wegstrecken können Idealerweise durch Hindernisse wie Baumstämme und Zäune noch verlängert werden.



Als Herdentier braucht das Pferd Gesellschaft.

Pferde brauchen Freunde. In der freien Wildbahn leben Pferde in zusammengesetzten Familiengruppen und schließen außerdem Freundschaften. Durch den Kontakt mit Artgenossen bleibt das Pferd seelisch stabil, was wiederum der Gesundheit äußerst dienlich ist. Bezogen auf die Stallhaltung bedeutet dies, je größer die Gruppe desto besser verteilen sich die Unterschiede zwischen ranghoch und rangniedrig und umso besser das Integrationsvermögen der Herde. Alle korrekt geplanten Ställe mit großen Gruppen funktionieren daher besser als die Ställe mit kleinen Gruppen.

Es gibt bisher Aktivställe mit Herdengrößen bis zu 50 Tieren.



Als Wächter muss das Pferd seine Sinne einsetzen können.

Es schaut gerne in die Ferne (zur Kontrolle des Umfeldes) um seine hochempfindlichen Sinne zu schärfen.

Diese müssen auch besonders aktiv sein, schützen sie doch das Pferd, als unbewaffnetes Fluchttier, vor drohender Gefahr. Ständige Wachsamkeit ist also angesagt. Wird dem Pferd durch eine nicht artgerecht Haltung die Möglichkeit genommen, diese Sinne zu beschäftigen, kommt es oft zu Übersprungsreaktionen, wie zum Beispiel Koppen oder Weben.

Eine weitere Folge dieser Verarmung ist eine Reizüberflutung wenn ein solches Pferd einmal im Gelände geritten wird. Unvorhersehbare Reaktionen gefährden Pferd und Reiter!

 



Als Dauerfresser benötigt ein Pferd eigentlich mehr als zwei Mahlzeiten am Tag.

Pferde haben immer Appetit. Der kleine Magen der Pferde macht eine möglichst häufige Futteraufnahme in kleinen Portionen notwendig. Lange, über den Tag verteilte Fresszeiten sorgen für Beschäftigung und befriedigen das Kaubedürfnis. Dabei sollte das Pferd das Futter in seiner natürlichen Fresshaltung mit möglichst tiefem Kopf aufnehmen können.

Bei der Haltung einer größeren Herde ist außerdem darauf zu achten, dass das Futter individuell zugeteilt wird. Diese Anforderungen an die Fütterung sind in einem Stall durch Menschen nicht zu leisten bzw. nicht zu bezahlen.

Erst das Fütterungsprogramm einer computergesteuerten Futterzuteilung ermöglicht diese natürliche Art der Futteraufnahme. Man unterscheidet hier zwischen Kraftfutter- und Raufutteraufnahme, die möglichst an zwei getrennten Orten erfolgt.

Im Kraftfutterstand versorgt der Computer die Pferde mit kleinen, individuellen Portionen unterschiedlichster Futtersorten, denn der Verdauungstrakt kann insbesondere beim Kraftfutter immer nur kleine Mengen an Futter problemlos aufnehmen und umsetzen. Die Gefahr einer Kolik ist dadurch deutlich geringer.

Im Heufutterstand wird der Herde Fresszeit zugeteilt. So bekommt ein schnell fressender, leichtfuttriger Haflinger vielleicht nur die Hälfte der Fresszeit, die ein Vollblut im Renneinsatz bekommt. Dieses Zeitkontingent wird vom Computer über den Tag verteilt und ermöglicht so eine naturnahe Futterverteilung.

Neben der täglichen, wenn möglich mehrmaligen Kontrolle durch den Stallbetreiber bietet die Computerfütterung die zusätzliche Kontrolle, ob alle Pferde ihre Ration bekommen haben. 

Weitere Vorteile die sich direkt oder indirekt aus dem Einsatz einer computergesteuerten Fütterung ergeben:

Für die Pferde:

  • Die Pferde fühlen sich wohler und sind gesünder, da sie genug bewegt werden und das Futter in kleinen Portionen den ganzen Tag über zugeteilt bekommen

  • Durch die häufige Fütterung ist der Futterneid der Pferde nicht mehr so groß, die Tiere sind weniger aggressiv

  • Der „Bewegungsstall“ erfüllt die sozialen Bedürfnisse der Pferde. Deshalb gibt es kein „Koppen“, „Weben“ oder andere Untugenden mehr

Für den Reiter:

  • Wann immer Sie zum Reiten kommen, hat das Pferd keinen überfüllten Magen-Darm-Trakt und ist somit leistungsbereiter

  • Das Pferd muss nicht mehr unbedingt täglich bewegt werden. Sie brauchen kein schlechtes Gewissen haben, wenn Sie am Besuch des Stalles verhindert sind

  • Die Tierarztkosten werden spürbar gesenkt

Für den Halter:

  • Die Futterkosten werden deutlich reduziert, da das Pferd besser und wirkungsvoller verdaut

  • Man spart viel Arbeitszeit. Zusätzlich kann man die Arbeitszeiten frei wählen, da die fixen Futterzeiten wegfallen

  • Die Arbeit im Stall ist stressfreier, da die Pferde aufgrund der häufigen Fütterung ruhiger sind und nicht mehr nervös auf die Futterzuteilung warten



Als Klimawiderständler benötigen Pferde kein Haus.

Pferde sind keine Tiere, die in der Natur in dunklen Höhlen wohnen. Sie kommen aus der baumlosen Steppe, wo sich ständig Wind und Wetter abwechseln und so den gesamten Organismus des Pferdes trainiert haben. Dabei trägt das Sonnenlicht zu einem gesunden Stoffwechsel bei und steuert auch seinen Biorhythmus. Extreme Klimaschwankungen und Temperaturstürze von 20 Grad pro Tag können sie daher gut verkraften.
Nicht nur sehr tiefe Temperaturen werden dabei von den Pferden durch Winterfellbildung gut vertragen, auch große Hitze stellt für ihren Organismus kein Problem dar. Pferde haben im Gegensatz zu Rindern oder Schweinen sehr viele Schweißdrüsen und können so durch Verdunstung des Schweißes ihren Körper effektiv kühlen.
Ob aber ein Pferd Hitze und Kälte gut verträgt, hängt wesentlich davon ab, dass diese Abpassungsfähigkeit trainiert wird. Ist dem Pferd dagegen durch immer gleichbleibende mittlere Temperatur im Stall die Möglichkeit genommen, die Apassungsfähigkeit zu trainieren, verliert es diese und ist folglich äußerst empfindlich gegen jede Klimaänderung.

Der zweite Faktor, das Licht hat wie oben schon erwähnt einen großen Einfluss auf das Wohlergehen. Durch das Licht werden unter anderem Vitamine gebildet und Hormone gesteuert. Dass die Pferde Licht genießen kann man in Laufställen immer wieder beobachten, wenn sich Pferde in Reih und Glied nebeneinander zum Sonnenbaden aufstellen.

Für die Stallhaltung bedeutet dies, dass der Stall dem Außenklima folgen sollte (der sogenannte Kaltstall). Die Mindestvorgaben beim Licht sprechen von einer Lichtfläche von einem Quadratmeter je Pferd.
Des Weiteren sollte in einem Laufstall genügend Raum vorhanden sein, dass sich alle Pferde unterstellen können. Dieser Raum darf nicht abgeschlossen sein. Er muss es den Pferden ermöglichen ihren Aufenthaltsort selbst frei zu wählen. Dazu ist es zwingend notwendig, dass eine möglichst große Zahl von Ein- und Ausgängen existiert, damit diese nicht durch ranghohe Tiere blockiert werden können.
Um Störungen und Rangkämpfe in diesem Raum zu vermeiden sollte er ausser zum Ruhen keinem weiteren Zweck dienen (keine Tränken, keine Raufen und idealer Weise auch keine Stroheinstreu).



Als Frischlufter braucht ein Pferd saubere Luft. Pferde möchten am liebsten immer in Luft-Kurorten leben. Das hochleistungsfähige Atemorgan, die Pferdelunge, benötigt möglichst staub- und bakterienfreie Luft.



Achtung!!!

 

In 2024 veranstalten wir keinen Tag der offenen Tür!

 

 

Bauer Karl

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letzte Änderung: 11.09.2024

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